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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Allgemeines zu den vielen Decodier- und Leitstellenprogrammen



fussel
10.08.2006, 15:42
In den letzten Jahren sind immer mehr Decodier- und "Leitstellen"-Programme auf den Markt gekommen. Damit meine ich nicht die sündhaft teuren Systeme aus dem professionellen Bereich, sondern die vielen Programme, die überwiegend durch einzelne Programmierer überwiegend evolutionär entwickelt und gegen einen kleinen Obulus verkauft werden.

Viele dieser Programme sind wirklich gut und decken unterschiedliche Aufgabensegmente ab. Oft ist es aber so, dass in Ermangelung bestimmter Funktionen eigene Entwicklungen angestoßen werden. Viele Programmfunktionen überschneiden sich aber in den unterschiedlichen Programmen. Es wird also eine ganze Menge Arbeit doppelt gemacht.

Ein wesentliches Leistungsmerkmal aktueller IT-Systeme ist das, was man im Bereich der Wirtschaft eBusiness und im Militär "Network Centric Warfare" bzw. "Vernetzte Operationsführung" nennt. Hierbei steht im Vordergrund, dass die sogenannten "Entitäten" (das ist alles, was im Einsatz relevant ist, also z.B. Feuerwehrmänner (SB), taktische Einheiten, Krankenhäuser, Fahrzeuge...) miteinander vernetzt sind und Informationen untereinander austauschen können. Anhand dieses Informationsvorteils können Lagen schneller und besser dargestellt, Entscheidungen schneller getroffen und Befehle schneller und gezielter übermittelt werden.

Genau dieses Leistungsmerkmal fehlt mir aber bei fast allen am Markt befindlichen Systemen. Jeder kocht hier gewissermaßen sein eigenes Süppchen. Die Datendurchgängigkeit unter den einzelnen Systemen ist nicht oder kaum gegeben. Einzig FMS32 bietet eine Serverfunktionalität für die FMS-Auswertung.

Wäre es nicht ein Ansatz, diese Systeme modularer zu gestalten und bestimmte, offene Schnittstellen zu definieren, die die einzelnen Systeme unabhängig von ihrer eigenen Architektur und Technik bereitstellen? Ein Quasio-Standard wäre das höchste der Gefühle, aber die Offenlegung von Schnittstellen wäre sicher schon ein großer Schritt. So könnten die verschiednenen Systeme miteinander reden und der ELW aus dem Landkreis X mit dem ELW aus dem Landkreis Y Daten austauschen.

Ich komme selber aus der Informatik-Branche und weiss, dass dieser Vorschlag sicher nicht einfach umzusetzen ist. Dennoch würde mich eure Meinung dazu interessieren, besonders auch die derjenigen, die selber ein solches System entwickeln.

ahk
10.08.2006, 16:09
Ich plane eine Einsatzdokumentationssoftware zu entwickeln, die vernünftig vernetzt sein soll. D.h. mehrere Notebooks oder Tablet PCs können einen Einsatz bearbeiten und die Daten über WLAN und/oder UMTS ständig aktualisieren.
Sinn ist, daß z.B. jeder Abschnittsleiter bei größeren Einsätzen seine Lagemeldungen, etc. direkt eingeben kann und diese dann allen anderen bzw vor allem der zentralen Einsatzleitung zur Verfügung stehen.
Ähnliches sollte auch noch für die Atemschutzüberwachung möglich sein.

Allerdings halte ich es für sehr schwierig einen einheitlichen Protokollstandard zu entwickeln, da verschiedene Software-Lösung (Einsatzveraltung, Dokumentation, Funk/FMS-Auswertung, GIS, Atemschutzüberwachung, etc.) einfach zu unterschiedliche Anforderungen haben.

Gruß,
ahk

ahk
10.08.2006, 18:35
Genau das habe ich mir auch schon mal angesehen. Ist nicht schlecht. Aber wie Du sagst, keine FMS-Auswertung, etc. Und einige andere für uns relevante Kleinigkeiten fehlen auch.
Deshalb die Idee, etwas genau auf unsere Verhältnisse zugeschneidertes selbst zu schreiben.
Ist zwar blöd, weil es schon einige gute Programme gibt, aber der Grund ist folgender:
Bei den Programmen fehlen entweder ein paar wichtige Features (siehe oben) oder sie können einfach viel zu viel, sind daher viel zu umfangreich und kompliziert.
Unsere Wehr hat zwischen 100 und 200 Einsätzen pro Jahr, bei höchstens der Hälfte braucht man wirklich Einsatzdokumentation (beim Rest reicht ein Zettel).
Nun muß man bedenken wir haben mindestens 5 Leute die regelmäßig auf dem ELW rausfahren und für die Doku verantwortlich sind. D.h. manche Kollegen fahren vielleicht gerade mal 1 Einsatz im Monat wo sie das Einsatzdoku-Programm benutzen müssen. Daher muß das Programm so simpel wie möglich zu bedienen sein, so daß auch ein ungeübter Kamerad in der Hektik des Einsatzes das Programm einigermaßen sicher beherrschen kann.
Und das ist leider bei vielen Programmen aufgrund ihrer Funktionsvielfalt nicht mehr gegeben...
Das von Dir angesprochene EMS finde ich persönlich recht gut und auch ziemlich übersichtlich. Es fehlt halt leider die FMS-Auswertung bzw die Anbindung per Netzwerk an eine solche. Bei uns werden die Einsatzdaten per FMS-Text übertragen, und die sollten dann auch gleich schon in der Einsatzdoku drinstehen.

Gruß,

ahk

fussel
11.08.2006, 01:10
Das Programm scheint vom Konzept her recht gut organisiert zu sein. Die Netzwerkfähigkeit scheint entsprechend redundant ausgelegt zu sein und durch das Prinzip des "Spontaneous Networking", also Systemen (wie PDAs oder Notebooks), die sich nach dem Einschalten automatisch erkennen und in das System einbuchen, ist in der Gefahrenabwehr mit Sicherheit eine wichtige Anforderung. Auch die Nutzbarkeit unterschiedlicher Übertragungsmedien wie Ethernet, WLAN, GSM/GPRS/UMTS etc. ist gut und sinnvoll. Statisch vernetzte Systeme, die beispielsweise die ständige Verfügbarkeit von bestimmten Servern erfordern, sind wohl kaum geeignet.

Aber auch dieses Programm zeigt: Es fehlt einigen Leuten etwas, was aber offensichtlich nicht "einfach so" hinzugefügt werden kann. Würde eine Schnittstelle zu FMS32 bestehen, könnte vielleicht ohne viel Aufwand eine FMS-Auswertung erfolgen.

Bei den wirklich kommerziellen Anbietern kann man vielleicht unterstellen, dass sie auch aus wirtschaftlichen Erwägungen ihre Schnittstellen nicht unbedingt offenlegen wollen. Umso erfreulicher, wenn sie es dennoch tun.

Die vielen "Kleinanbieter", also diejenigen, die eine Software überwiegend für sich selber entwerfen und dann der Allgemeinheit für meist wenig Geld zur Verfügung stehen, verfolgen doch aber häufig nicht vornehmlich kommerzielle Interessen. Wäre es nicht ein Anfang, wenn diese Menschen ihre Schnittstellen etwas aufeinander abstimmen und in einem weiteren Schritt möglicherweise etwas modularer entwickeln, so dass man sich tatsächlich "nur" ein FMS-Auswerte-Modul besorgen muss, wenn man es benötigt? Wie man das genau technisch umsetzt, bliebe sicher noch zu klären.

Bernie_112
11.08.2006, 14:37
Machbar mit der Software Arigon Plus. Da kann man die Lageführung mit der Einsatzbearbeitung koppeln (FMS, Funk, ...). Mehrere Bearbeiter an unterschiedlichen Standforten können auf die Infos aus dem System zugreifen.
Wird bei der ADD Rheinland-Pfalz eingesetzt.
Ist aber mit Sicherheit nicht billig.

Gruß Bernie

Buebchen
12.08.2006, 11:10
Hier geht es nicht so sehr darum, welche Software nun genau dieses oder jenes Feature hat, sondern darum, die Kommunikation so offen zu gestalten, das man auch in einer nicht homogenen Umgebung arbeiten kann. Beispiel:

* Arigion für die Leitstelle -> Übertragt an FMS32 im Clientmodus den Status für ein Display (am liebsten noch gefiltert nach den Status, die z.B. in einer FW/RW zu sehen sein sollen).

* FMS32 / POC32 / Crusader als Rückfallebene in der Status-Auswertung überträgt an Arigon einen empfangenen Status

oder

* ELSPro erfasst einen Einsatz und kann diesen an Arigion übetragen (und umgekehrt) ...

fussel wollte einfach nochmal anregen, daß nicht jeder eine in sich abgeschlossene Lösung schafft (die EierLegendeWollMilchSau) sondern eben offenene Schnittstellen (die am besten eine gemeinsame Norm haben) für den Datenaustasch.

Sicherlich ein guter Ansatz. Sicherlich aus den verschiedensten Grenzen ein Problem :-(

In dem Zusammenhang fällt oft XML als möglicher Standard.

fussel
12.08.2006, 18:29
Buebchen trifft meine Intention sehr gut. Es ist klar, dass gerade profesionellere Lösungen wie Arigon, Firecom, Operator, DMSPro und die HighEnd-Lösungen in Form von Leitstellensoftware diese Lösungen anbietet. Leider sind diese Produkte für viele finanziell keine Alternative. Und auch diese Lösungen können häufig eines nicht: Daten und Informationen über ihre eigenen Grenzen hinaus austauschen.

Es ist ein sehr guter Ansatz, XML als Grundlage für die Datenorganisation und die Datenspeicherung in sequentiellen Dateien zu verwenden. Durch die vielen bereits verfügbaren Tools zur Verwaltung vom XML-Daten macht man sich sowieso vieles einfacher. Würde man beispielsweise für immer wiederkehrende Datensätze (z.B. ein FMS-Telegramm oder ein Einsatzmittel) ein XML-Schema bzw. eine DTD Schaffen, die allgemein unterstützt wird, wäre das bereits ein großer Schritt. Dadurch würde man zusätzlich Unabhängigkeit von Programmiersprache und Betriebssystem erreichen. Aber auch der bloße Einsatz von XML-formatierten sequentiellen Dateien ohne einen allgemein anerkannten Standard wäre sicher ein Schritt in die richtige Richtung.