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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Kardioversion statt Defibrillation bei VT



Mr. Blaulicht
28.04.2006, 07:31
Moin moin,

ich hab mal wieder ´ne Frage an Euch: Ein Bekannter hat neulich behauptet, dass man eine pulslose VT statt zu defibrillieren eher cardiovertieren sollte. Einerseits schätze ich ihn so ein, dass er weiß, von was er redet, andererseits habe ich nirgens eine Bestätigung dieser Aussage gefunden.
Weiß jemand von Euch etwas darüber? Sind Defis überhaup in der Lage, bei einer VT den R-Zacken zuverlässig zu erkennen?

Gruß, Mr. Blaulicht

datmartin
28.04.2006, 13:44
Guten Tag!

Pulslose VT oftmals auch mit sogenannter PEA/EMD benannt (was sachlich nicht richtig aber auch nicht vollständig falsch ist) ist ein defibrillierbarer Rhythmus, besser eine entsprechende Rhythmusstörung.

Anbei: Es gibt nur zwei defibrillierbare Rhytmusbilder -> Kammerflimmern (VF) und ventrikuläre Tachykardie (VT).

Kardioversion ist bei Herzrhythmusstörungen indiziert und beschreibt den Schock in die 'R-Zacke' der elektrischen Herzaktivität -> es erfolgt eine neu-repolarisation der erregbaren Herzzellen.

Bei folgenden Herzrhythmusstörungen kommt die Kardioversion/Defibrillation zum Einsatz:
-Vorhofflimmern, Vorfofflattern
-AV-junktionale Reentry-Tachykardie
-WPW-Tachykardie
-Kammertachykardie

Ergo: Kardioversion ist eine Defibrillation, nur eben synchronisiert auf den vorliegenden Rhythmus (R-Zacke), geschieht dies wie z.B. bei Kammerflimmern unsynchronisiert (es gibt keine R-Zacke mehr!) spricht man von Defibrillation.

Dein Bekannter sollte von dem manuellen defibrillieren als nichtärtliches Personal die Finger lassen, die heutigen Geräte steuern das selbst.
Wird bei einer EMD/PEA eine R-Zacke erkannt, so schockt das Gerät in diesem Moment.

Super schönes langes Wochenende euch allen! :))

http://www.medizinfo.de/kardio/herzrhythmus/apparative_therapie.shtml
http://www.uniklinikum-giessen.de/med1_elektrophys/kardioversion.html

btw... sehr nett gemacht:

http://www.grundkurs-ekg.de/

Mr. Blaulicht
28.04.2006, 13:57
Moin moin,

das ist mir alles bekannt, wie gesagt, ich suche Literatur oder Erfahrungen darüber, dass bei der pulslosen VT kardiovertiert (=defibrilliert mit Syncronisation) wird.
Eine VT mit einer pea/EMD gleichzusetzen, ist wirklich sehr gewagt. Ausserdem wird eine EMD/PEA nicht defibrilliert, auch nicht kardiovertiert. Sind sind therapiemässig der Asystolie gleichzusetzen.
Übrigens, der Bekannte ist Oberarzt in der Herzchirurgie und dort der zuständige Oberarzt für die postoperative Intensivstation. Noch Fragen?

Gruß, Mr. Blaulicht

happyrescue
28.04.2006, 14:47
Übrigens, der Bekannte ist Oberarzt in der Herzchirurgie und dort der zuständige Oberarzt für die postoperative Intensivstation. Noch Fragen?

Gruß, Mr. Blaulicht


Ein Grund mehr alles zu hinterfragen.....:-P

Mr. Blaulicht
28.04.2006, 14:51
Deswegen ja meine Frage!

Gruß, Mr. Blaulicht

datmartin
28.04.2006, 15:02
Juppa!

Sorry da war der Fehlerteufel am Werke!

PEA / EMD ist der asystolie gleichzusetzen, da es eine rein elektrische Aktion ist.

Hmm... Als Arzt kann man sich überlegen bei einer pulslosen VT zu Kardiovertieren, würd ich sagen ;)

Je nachdem wie die VT im EKG dargestellt ist kann man sich ja auch eine Adrekar-Gabe überlegen (Reentry Tachykardien, AV-junkt...)

muss los, in diesem Sinne!

Tschüüss

happyrescue
28.04.2006, 21:00
Im Sinne macht es keinen Unterschied, da ja das gleiche am Gerät gemacht wird: Strom durch Mensch und heutzutage die Defis eh alle auf automatisch Synchron eingestellt sind.

Und wie man das dann nun nennt ist denk ich eher zweitrangig.

brause
29.04.2006, 11:58
Eigentlich wird eine pVT defibrilliert, nicht kardiovertiert. Vielleicht liegt da ja ein Missverständniss vor, weil eine VT kann man durch die Kardioversion terminieren.
Mir wäre es absolut neu, das ein Rhythmus ohne Auswurfleistung kardiovertiert wird.



Vielleicht noch mal zur Klärung:

VT: Ventrikuläre Tachykardie mit Auswurf (= Puls)
pVT: Ventrikuläre Tachykardie ohne Auswurf (= kein Puls)

Defibrillation: Schuss wird direkt beim Auslösen abgegeben (= unsynchronisiert)
Kardioversion: Schuss wird erst abgegeben, wenn nach dem Auslösen die nächste R-Zacke erkannt wird, also zeitversetzt (= synchronisiert). Ausserdem ist die Energie deutlich geringer.

Mir wäre es ebenfalls neu, dass heutige Defis grundsätzlich im synchronisierten Modus (also zur Kardioversion) starten würden. Das Gegenteil ist der Fall, die Geräte sind nach dem Einschalten im unsynchronisierten Modus (also für die Defibrillation). Würde ja auch keinen Sinn machen, da die Kardioversion eine rein ärztliche Massnahme ist. So wird es in der Praxis eher so sein, dass diese Möglichkeit bei vielen Halbautomaten nur sehr eingeschränkt (nämlich im manuellen Modus) zur Verfügung steht.

Ach ja, ausser dem Kammer-Flattern /-Flimmern (VF) und der pVT werden auch pulslose Torsaden defibrilliert.

Mr. Blaulicht
29.04.2006, 23:00
Eigentlich wird eine pVT defibrilliert, nicht kardiovertiert. Vielleicht liegt da ja ein Missverständniss vor, weil eine VT kann man durch die Kardioversion terminieren.
Mir wäre es absolut neu, das ein Rhythmus ohne Auswurfleistung kardiovertiert wird.
So war mir das eigentlich auch bekannt. Allerdings meinte eben jener besagter Oberarzt, die Chance ständen besser, eine pVT in einen vernünftigen Rhythmus zu kardiovertieren als sie durch eine Defibrilation in ein Flimmern zu schiessen.

Ich weiss auch nicht, was ich davon halten soll. Ich werd´s einfach beim nächstem mal ausprobieren. So ´ne Sync-Taste ist ja schnell gedrückt.

Gruß, Mr. Blaulicht

Firebird
30.04.2006, 21:15
Rein logisch gesehen ist Kardiovertieren physiologisch sinnvoller und deswegen auch erfolgsversprechender.

Auch in unserem Notfallmedizinkurs (Uni Tübingen) wurde uns das so beigebracht.

Wie andere schon gesagt haben, schocken die meisten Defis aber sowieso nur R-Zacken getriggert wenn sie einen Rhythmus erkennen. Außerdem geht eine pulslose VT sehr schnell in ein Kammerflimmern über und dann hat sich die Frage sowie so erledigt.