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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Fallbesprechung "Hausgeburt"



rettungsteddy
08.01.2006, 09:52
Hier ein Fall aus der Realität.

Gegen 08.00 wird von der RLST ein KTW zum Transport einer Schwangeren Frau ins ca. 2km entfernte Krankenhaus mit anhängender Kinderklinik geschickt (Großstadt).

Das Meldebild wird wie üblich mit "Entbindung" angegeben. Man geht davon aus, daß die Fruchtblase bereits geplatzt ist und leichte Wehen eingesetzt haben.

Bei Eintreffen des KTW gegen 08.20 steht der Großvater bereits auf der Straße und teilt mit, daß das Kind bereits das Licht der Welt erblickt hat.
Auf Grund dieser Aussage wird von der KTW-Mannschaft (2 RS HA) ein RTW nachgefordert, ggf. weitere Nachforderungen nach Sichtung der Patienten beliben unter Vorbehalt.

Das Kind wurde nach Aussagen der Großmutter ca. 5 Minuten vor Eintreffen geboren.
Im 4. Stock des Hauses angekommen liegt in einem Bett die Mutter, auf Ihrem Bauch das Neugeborene, noch nicht abgenabelt, Nachgeburt noch nicht "in Sicht".
(Lt. Mutterpaß eine regelgerechte Geburt, Regeltermin wäre 3 Tage später gewesen, 4. Kind)

Ein RS kümmert sich um das Kind (APGAR-Bestimmung, Wärmeerhalt und Abnabelung). Der andere RS vesorgt die Mutter.
Kind APGAR 10, Mutter schmerzfrei, kreislaufstabil (RR140/80, P 112).

Eine Nachforderung von NEF oder BNAW geschieht nicht, da es der Mutter, sowie dem Neugeborenen augenscheinlich gut geht.

Die Mutter wird liegend in den RTW verbracht, das Kind wird der Mutter im RTW dann auf die Brust/den Bauch gelegt und beide in die Klinik gefahren.

Jetzt die Fragen:

1. Hätte ein Notarzt nachgefordert werden MÜSSEN?
(evtl. Komplikationen?, Nachgeburtsphase?)

2. Hätte der ca. 3km entfernte (ständig besetzte) BNAW nachgefordert werden MÜSSEN?
(sicherer Transport im Inkubator?, Auskühlung des Neugeborenen?, Infektvorbeugung auf Grund evtl.Aspiration von Fruchtwasser?)

Für die Antworten sage ich schonmal danke.
Bitte schreibt auch, ob in Eurer Stadt ein BNAW (und ob ständig besetzt oder im Hintergrund) existiert.

hannibal
08.01.2006, 10:21
Mh... gut das ich nicht dabei war :-)

Also vor 5000 Jahren hat die Natur den Müttern auch keinen Notarzt geschickt.

RTW voll und ganz richtig

NA hätte zusammen mit einem RTW schon von der LST mitalarmiert werden müssen da man davon ausging das leichte WEhen und Fruchtwasserabgang.

Da aber alles gut gelaufen ist braucht man jetzt keinen Mehr

--> Fehler RLST

BNAW Nein, das Kind ist ja wohlauf, man bedenke auch die Kosten

happyrescue
08.01.2006, 10:25
Hallo.

Kommt wie immer im RD natürlich mitunter darauf an in welchem Bundesland du dich befindest. nicht etwa weil da unterschiedliche Versorgungsstrategien vorkommen, sondern zwecks unterschiedlichem NA Katalog.

In Bayern ist unmittelbar stattfindende oder stattgefundene Geburt ein Notarzteinsatz. Je nach Bereich, ob städtisch oder ländlich kommt bei Z.n Geburt ein zweiter RTW mit Inkubator (Vorhaltung an Kliniken mit Geburtenstation) oder ein BabyNAW
hinzu. Dieser wird in München ständig besetzt von der BF vorgehalten, ebenso wie ein Kinder-NEF. In Augsburg fährt ein RTW der Regelvorhaltung zur Kinderklinik und nimmt dort Inkubator und Team auf. In Memmingen steht auch einer, aber wie der besetzt ist weiß ich nicht.

Ch.Koenig
08.01.2006, 16:37
Um es mit Hannibal zu halten: Schade, dass ich nicht dabei war ;-)
Ansonsten, erstmal herzlichen Glückwunsch!

Also zur Sache: Du hast leider nicht geschrieben, wo das passiert ist (Stadt/Bundesland). Im Zweifel sollte es in eurem RD-Bereich auch für solche Fälle Indikationskataloge und Anweisungen des ÄLRD (sofern vorhanden) geben. Danach zu handeln wäre Gebot der Stunde gewesen. Doch das ist Theorie, so scheinbar nicht geschehen und im Nachhinein ist es immer leicht Kritik zu üben. In der Praxis sieht man sich oft (so wie ihr hier) mit Situationen konfrontiert, die sicher so nicht geplant waren.

Ich hätte es vermutlich wie folgt gehalten:
Du schreibst, dass Mutter und Kind absolut wohlauf waren. Der Drops war also quasi schon gelutscht. Abhängig vom Willen der Mutter hätte es alle schon beschriebenen Varianten gegeben. Aber zwei Varianten habt ihr bislang vergessen.
1. Den (anzunehmenderweise komplikationslosen) Transport ins KH um die Ecke (2Km!) selbst durchzuführen - wenn gewollt.
2. Hausarzt (den der Kinder!) und Hebamme rufen, Nachgeburt holen (lassen) und gesundes Kind und Mutter (wie vor 5000 Jahren) zu Hause lassen - sofern Familie dies wünscht und mit der Situation zurecht kommt. Bei einer frischgebackenen G4/P4 Mami ist das nicht mal ungewöhnlich und unvorstellbar, da sie das alles schon kennt und noch 3 andere Kinder hat.
Aber alles halt nach Notwendigkeit und Wunsch der Patientin.

Nebenbei bemerkt: Für den Transport des gesunden Neugeborenen mit dem BabyNAW spricht allein der Sicherheitsaspekt. Mamas Bauch verspricht in diesem Fall nicht die sicherste Lagerungsstätte.

LG,

Christian

Mr. Blaulicht
08.01.2006, 19:16
Moin moin,

Hut ab vor Eurer Entscheidung. Eigentlich finde ich so beim Durchlesen kein Grund für einen Akademiker. Allerdings hätte ICH einen (Baby-)Doktor nachgefordert, weil, wenn was passiert, habe ich ihn da, wenn nix passiert,ist auch gut. Soviele Geburten, dass man von Erfahrung sprechen kann, hatte ich noch nicht (genaugenommen gerade mal zwei: meine und die meiner Tochter im KH).
Alternativ kann man ja auch die Hebamme anrufen (lassen).

Bei uns gibt es ein Team der H4. Das ist die Kinderintensivstation der Uniklinik. Die werden vom RTW/KTW abgeholt, wenn Bedarf und Resourcen bestehen.

Gruß, Mr. Blaulicht

Florian kommen
08.01.2006, 23:03
Original geschrieben von happyrescue
In Memmingen steht auch einer, aber wie der besetzt ist weiß ich nicht.

Hallo,

in Memmingen wird das Fahrzeug von der JUH vorgehalten. Wenn er benötigt wird steigt die RTW-Besatzung auf dieses Fahrzeug um und der Notarzt kommt mit dem schönen Mercedes-Nef ;-) aus MM nach!

Schöne Grüße

Brandbatsch
18.01.2006, 07:59
Allerdings hätte ICH einen (Baby-)Doktor nachgefordert, weil, wenn was passiert, habe ich ihn da, wenn nix passiert,ist auch gut.
Alternativ kann man ja auch die Hebamme anrufen (lassen).
Bei uns gibt es ein Team der H4. Das ist die Kinderintensivstation der Uniklinik. Die werden vom RTW/KTW abgeholt, wenn Bedarf und Resourcen bestehen.

Bei dem letzten Einsatzt hatten wir woll unseren WalterMIT vergessen , aber bei Haugeburt hätte ich den Hausartzt und die Hebamme verständigt und dann weiter entschieden.

gruß Michael