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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Großschadenslage



Bendix 4123
03.01.2006, 11:43
aus aktuellem Anlass mal eine Frage an die Florians und Rd´ler hier... sind ja die meisten =))

wie meistert man ein Lagebild, wie es in Bad Reichenhall zur Zeit anliegt ?

Ich mein 700 Einsatzkräfte mal eben unter ein Dach zu bekommen, das stelle ich mir gar nicht so einfach vor... Zumal hier ja auch Ösi´s mit dabei sind ...

In Berlin zum Beispiel liegen ja Großlagen, wie sie jedes Jahr eintreten (1.Mai z.Bsp. ) Komm-pläne in der Schublade...

Aber die Lage war ja nicht vorhersehbar... reichen die Katpläne da aus oder muss man arge Abstriche machen

Kai.Stollberg
03.01.2006, 12:39
Original geschrieben von Bendix 4123
aus aktuellem Anlass mal eine Frage an die Florians und Rd´ler hier... sind ja die meisten =))

Ich bin zwar aus einer anderen Truppe, antworte aber trotzdem mal. :-)



wie meistert man ein Lagebild, wie es in Bad Reichenhall zur Zeit anliegt ?

Schnell eine klare Einsatzstruktur bilden. Eine fähige Einsatzleitung mit Stab bilden. Und eine Unterteilung in Einsatzabschnitte (EAL) je nach Situation Örtlich- oder Fachlich eingeteilt. Darunter ggf. wiederum Untereinsatzabschnitte (UEAL) bilden.
Das geht natürlich nur wenn ich dafür ausgebildete Einsatzkräfte in allen Führungsebenen habe. Material wie z.B. ELWs ist da zweitrangig.



Ich mein 700 Einsatzkräfte mal eben unter ein Dach zu bekommen, das stelle ich mir gar nicht so einfach vor

700 ist schon ein wenig, aber machbar. Beim den größten Einsätzen unserer Führungseinheit im Sommer 97 und 02 waren es 1400 bzw. 1700 (ohne betreute Zivilhelfer) Einsatzkräfte; bund gemischt durch alle Orgs. Andere Realeinsätze und Übungen in Größenordnungen weit über 300, z.B. Bahnbetriebsunfall Eschede, sind bei uns die Regel.
Machbar mit der richtigen Führungsorganisation am Anfang und den richtigen ausgebildeten Führungskräften. Und natürlich üben, üben, üben.
Mit einem ELW der eine halbe Million Euro kostet und der dann mit 2 Fernmeldern ausrückt, kann man natürlich solchen Schadenszenarien nicht begegnen. Der gehört einiges mehr dazu.



In Berlin zum Beispiel liegen ja Großlagen, wie sie jedes Jahr eintreten (1.Mai z.Bsp. ) Komm-pläne in der Schublade...

Für sollche Lagen wird es nie etwas fertiges geben. Die Kommunikationsstruktur muss ja der Führungsstruktur folgen. Und je nachdem wie viele EALs und UEALs (mit deren individuellen Fernmeldemittelansatz) ich habe wird dann direkt vor Ort eine Kommunikationsstruktur gebildet. Dieses macht der Sachgebietsleiter 6 in der Einsatzleitung. Der muss die Grundlagen kennen und muss dann auch bei nicht Ortskenntnis dieses innerhalb weniger Minuten organisieren.
Und glaubt mir, das ist die schwerste Stabsposition überhaupt.



Aber die Lage war ja nicht vorhersehbar... reichen die Katpläne da aus oder muss man arge Abstriche machen

Es ist nie eine Lage planbar. Es kommt immer anders. Aber eine gute KatS-Organisation im Vorfeld kann verhindern das die Caosphase möglichst kurz bleibt. Und was ich bisher Intern gehört und im TV gesehen habe, sah alles recht organisiert aus.
Und genau da helfen vorherigen Überlegungen für ein Schadenszenario das so nie passieren wird. Und noch mal, ohne Ausbildung und regelmäßige Fortbildung und Übungen ist man verloren.

felix000
03.01.2006, 14:54
Original geschrieben von Kai.Stollberg
Ich bin zwar aus einer anderen Truppe, antworte aber trotzdem mal. :-)

Hört sich alles recht interessant an, bei welcher Truppe bist du denn??

paffenholz
03.01.2006, 15:39
Original geschrieben von Kai.Stollberg
Aber eine gute KatS-Organisation im Vorfeld kann verhindern das die Caosphase möglichst kurz bleibt.

Gibt mir zu denken ;-)

Aber ich gehe mal davon aus, das da die Finger und die Gedanken das notwendige Zusammenspiel nicht so ganz geschafft haben.

DaRake
03.01.2006, 15:42
Original geschrieben von paffenholz
Gibt mir zu denken ;-)

Aber ich gehe mal davon aus, das da die Finger und die Gedanken das notwendige Zusammenspiel nicht so ganz geschafft haben.


Wieso? Es ist doch gut eine möglichst lange Chaosphase zu haben! *ggg ;-)


Gruß
Sebastian

Bergwacht9902
03.01.2006, 17:43
Aber auch eine gute Stunde nach dem Einsturz gab es kaum eine auch nur halbwegs brauchbare Lagemeldung. Aufgefahren wurde allerdings frühzeitig und sehr großzügig, getreu dem Motto: "Klotzen und nicht kleckern"

Kai.Stollberg
04.01.2006, 17:38
Original geschrieben von felix000
Hört sich alles recht interessant an, bei welcher Truppe bist du denn??

Von der blauen Truppe.
Wir sind eine Führungseinheit im THW die sich Fachgruppe Führung und Kommunikation nennt, kurz FGr. FK oder nur FK.
Von diesen Gruppen gibt es 65 Stück im Bundesgebiet. Im Gegensatz zu den meisten anderen IuK-Gruppen bestehen diese Gruppen nicht nur aus Fernmeldern. Hier gibt es zusätzlich einen eigenen Fernsprechbautrupp für Drahtverbindungen, ein paar Führungsgehilfen und auch Führern die dann die Positionen der Sachgebietsleitern besetzen. Alles in allen hat so eine Gruppe im Normalfall 18 Helfer.
Ausgestattet sind diese Gruppen mit einem LKW in etwa ELW 2 Größe der aber nur die Fernmeldezentrale beinhaltet und einen aufklappbaren Anhänger der den Stab auf ca. 22 qm Platz bietet. Weitere Fahrzeuge sind ein geländegängiger FüKW (ELW 1), ein geländegängiger Fernmeldekraftwagen und ein Logistikanhänger. Diese Ausstattung schwankt regional noch sehr stark und es sind noch viele Platzhalterfahrzeuge vorhanden. Tut sich aber in den letzten Jahren einiges.
Wir sind hier in der glücklichen Lage immer so um die 30 Mann Stark zu sein. Das hat den Vorteil viele Positionen doppelt zu besetzen. Der Ausbildungsstand ist bei uns sehr hoch. Alle Führer haben alle notwendigen Lehrgänge und bis auf das Sachgebiet 6 sind derzeit alle Sachgebiete doppelt besetzt.
Seit Ende 2005 haben sich in unserem Geschäftsführerbereich einen weiteren IuK-Trupp in einem anderen Ortsverband gegründet. Dazu haben wir einen alten ELW 2 komplett überholt und mit aktueller Technik versehen. Die Mannschaft von 6 Helfer arbeitet mit uns Hand-in-Hand und wir machen gemeinsame Ausbildung.
Standortausbildung (Theorie und Praxis) machen wir einmal im Monat an einem Samstag (10 Stunden) und an 3 kompletten Wochenenden im Jahr (Freitag abend bis Sonntag). Technische und Innere Dienste kommen noch extra dazu.
Mit allen sonstigen Sachen, Ausbildungsvorbereitung komme ich so auf ca. 800 bis 1000 Stunden im Jahr.
Soweit dazu. Dieses Jahr gibt es viel zu tun. Eine neue große Aufgabe kommt hinzu (noch geheim), zwei neue Autos soll es geben. 3 Extraausbildungstermine gibt es noch, usw. Ach ja, mehrere Technikerweiterungen in den ELWs sind auch schon vorbereitet.

Bei Interesse kann ich weitere Infos und Bilder zur Ausstattung hier posten.

duese
04.01.2006, 22:58
Ich bekunde hiermit Interesse an Infos und Blidern zur Ausstattung.

duese

hannibal
05.01.2006, 06:17
Man müsste im staatlich subventionierten katS Sein, da ist die Welt noch in Ordnung :-)

Kai.Stollberg
05.01.2006, 11:34
Original geschrieben von hannibal
Man müsste im staatlich subventionierten katS Sein, da ist die Welt noch in Ordnung :-)

Ach dort ist das leben nicht rosig. Jedes Jahr vorläufige Haushaltsführung, Selbstbewirtschaftungsetat reicht oft nicht mal für Strom und Gas, Fahrzeuge überaltert, usw.

Ohne die mehr als überdurchschnittliche Teilnahme und die private finanzielle Unterstützung sehe das hier ganz anders aus.

Das THW schaft es aber mit den geringen Haushaltsmitteln eine riesige flächenmäßig Organisation zu betreiben. Durch die Zentrale Beschaffung können z.B. diese Führungsfahrzeuge günstig eingekauft werden. Für den Preis eines ELW 2 bekommt man dann halt drei (3!) Fahrzeugkombinationen in ELW 3 Größe.