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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Allg. Hinweise zur Dekodierung (Stand: 06.03.05)



ELW_Chris
07.02.2005, 10:28
Hallo Kollegen,

nach meiner Behauptung dass ich eine Dekodierungsrate von meist 100% erreiche, erhielt ich von vielen Usern des Forums Anfragen was denn mein Geheimnis sei, oder was man selbst denn falsch mache. Es stimmt wirklich - mit FMS 32 pro kann man alles auswerten was reinkommt. Bedingung ist natürlich dass man die Hardware entsprechend darauf vorbereitet.
Es liegt an euch, die Signale sinnvoll zu verarbeiten.


Ich beschreibe zunächst die Rahmenbedingungen für den absoluten Idealfall. Manche Punkte haben eher den Charakter eines Vorschlags. Als Neuling kann man die Unterpunkte zu den Hauptthemen auch mal überlesen um sich einen Überblick zu verschaffen. Erst wenn man die wichtigen Punkte beachtet hat, sollte man FMS 32 pro starten. Im Anschluss werde ich noch Tipps zu FMS 32 pro und der Benutzung geben. Dies soll insbesondere auch ein Leitfaden für neue Benutzer sein, die noch gar nie ein Signal dekodiert haben.

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1. Scannerstandort und Störquellen:

1.0 Die Scanner sollten ca. 1,5m - 2m vom PC bzw. einer externen Soundkarte entfernt stehen. Der PC und auch so manche externe Soundkarte erzeugen beachtliche Störfelder. Man kann dieses Problem ganz einfach umgehen, indem man den Scanner weit weg vom PC platziert.

1.1 Wenn mehrere Scanner direkt nebeneinander stehen, können sie sich eventuell gegenseitig stören - die Dinger entweder getrennt aufstellen oder abschirmen. Sehr empfehlenswert ist ein HF-dichtes Gehäuse. An dem Metallgehäuse werden dann auch die Antennenbuchse und alle anderen Anschlüsse angebracht. So kann man den Scanner von sämtlichen äußeren Einflüssen abschirmen. Auch das ist ein Schritt in Richtung High-End Dekodierungssystem.

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2. Verbindung zum PC

2.1 Für die Verbindung des Scanners mit dem PC ein geschirmtes Kabel verwenden (koaxialer Aufbau). Ich empfehle dringend die Buchsen am Scanner auf Chinch umzurüsten, denn die Klinkenstecker sind schrecklich. Auch an der Soundkartenseite sollte man über eine Chinch Umrüstung nachdenken. (Funktioniert auch mit Klinke, aber das ist ein Thema für sich…)

2.2 Prinzipiell einen Diskriminatorausgang* verwenden. Ein positiver Nebeneffekt dabei ist, dass man nebenher das Signal über den Lautsprecher des Scanners mithören und so „Monitoring“ für den idealen Scannerstandort betreiben. (Monitoring: Einfach das Signal anhören und den besten Standort, sprich die Stelle an der das Signal am klarsten ankommt ausfindig machen indem man sich mit dem Scanner im Raum bewegt.) Ferner sprechen manche Rauschsperren von Billigscannern zu langsam/schlecht an, sodass FMS Statusmeldungen verschluckt werden könnten. Auch hier schafft ein Disc-Ausgang Abhilfe da dieses Signal vor jeder Rauschsperre abgegriffen wird.
*Dies ist ein zusätzlicher Ausgang am Scanner welcher ein Ausgangssignal mit einer ungefilterten NF bereitstellt (auch: Basis-Band Ausgang). Denn das Signal an der Kopfhörerbuchse wird intern im Scanner für das menschliche Ohr aufbereitet und ist für die POCSAG Auswertung nicht mehr geeignet. Auch für FMS und ZVEI Dekodierung ist ein solcher Diskriminatorausgang vorteilhaft, aber nicht Bedingung.
Bitte den Funkhändler konsultieren oder für weitere Infos hier im Forum weiterlesen.

2.3 Erfahrungsgemäß erzielt man häufig keinen Erfolg wenn man die Signale vom Scanner auf die Mikrofon-IN Buchse des PCs legt. Folglich sollten nur Line-IN Eingänge verwendet werden. An die Besitzer von neuen Laptops: Eine vermeintliche MIC-IN Buchse am Notebook kann auch eine Kombination von Mikrofon & Line Eingang sein. Im allgemeinen sollte jeder stolze PC- bzw. Windows-Besitzer sich wenigstens ein klein wenig mit der Verarbeitung von Audiosignalen am PC beschäftigt haben. Sprich: Der Signaleingang (Line-IN) muss Softwareseitig noch aktiviert werden: Lautstärkeregelung öffnen -> Optionen/Eigenschaften -> Bei der richtigen Soundkarte -Aufnahme- und nicht Wiedergabe wählen -> OK -> an der richtigen Stelle den Haken setzen. Bei der neuen Version von FMS32 pro (3.2.1) hat man es etwas leichter, weil ein Link zu den Mixereinstellungen implementiert wurde. Den Regler jetzt mal auf 80% der Gesamtlautstärke stellen. Erst in Kombination mit den Ausschlagsbalken von FMS 32 pro kann der Pegel richtig eingestellt werden.

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3. Bekannte Probleme und weitere Optimierungen:

3.1 Es soll ja vorkommen, dass manche Leute die z.B. POCSAG auswerten wollen auch noch Mitglied in einer HiOrg sind. Ich will auf Folgendes Problem hinweisen: Wenn man den Scanner auf die örtliche Digialarm Frequenz eingestellt hat und dann am Scanner herumexperimentiert und gleichzeitig z.B. einen Swissphone Patron am Gürtel trägt, dann wird es zu erheblichen Störungen im Scanner kommen, denn im Melder schwingt ein Quarzoszillator zufällig genau auf der Gleichen Frequenz. Abhängig davon mit welcher Feldstärke ein DAU empfangen wird kann ein 20 cm neben den Scanner liegender FME den Empfang so sehr stören dass ein Dekodieren unmöglich wird. Auch bei Entfernungen von 1,5 Meter (FME–Scanner) kann ein Pulsierendes Störgeräusch noch hörbar sein. Die Betonung liegt auf „kann“ - natürlich ist das von Melder zu Melder unterschiedlich.

3.2 Zur Stromversorgung sollte ein stabilisiertes Netzteil verwendet werden. Die Kabel unmittelbar vor dem Stecker am Scanner mit einem Ferritring versehen. Ergänzung: Warum die Ferritringe? Ein kleiner Ansatz zur Erklärung: Jeder stromdurchflossene Leiter erzeugt ein Magnetfeld. Hat man ein Kabel mit 2 Adern, wobei auf einer Ader der Strom in die eine Richtung, auf der anderen Ader der Strom in die andere Richtung fließt, dann heben sich die dadurch erzeugten Magnetfelder auf. Sind die Ströme jedoch unterschiedlich stark (zum Beispiel, weil über eine andere Ader bzw. auf der Masse-Leitung der Gegenstrom fließt), dann heben sich die erzeugten Magnetfelder nicht (vollständig) auf. Das resultierende Magnetfeld kann umliegende elektrische Geräte beeinflussen. Die Ferritringe sollen die magnetische Energie aufzunehmen und somit die störenden Magnetfelder vermindern. Mein Fazit: Manchmal bringt es was, manchmal merkt man gar keinen Unterschied. Ich würde auf jeden Fall so Dinger einsetzen zumal es ja optisch durchaus professionell aussieht. ;-)

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4. Der Funkempfang und die Wahl der Antenne:

4.1 Und jetzt das wichtigste überhaupt: Und ich kann leider keine Pauschale Aussage zur Optimierung des Funkempfangs machen. Man muss so lange herumexperimentieren bis man den „besten“ Empfang hat. „Besten“ ist hier relativ, denn ich habe den Empfang von POCSAG so lange „künstlich“ verschlechtert müssen (durch Antennen- und Standortwechsel) bis endlich nur noch das Prüfsignal von einem DAU regelmäßig hörbar war. Wenn Beispielsweise ein Testsignal vom DAU rauschfrei ankommt und direkt danach noch ein verrauschtes, nicht vernünftig dekodierbares Signal von einem anderen DAU, kommt es zu erheblichen Fehlauswertungen. (Stand: FMS 32 pro V. 3.2.1) Andere Möglichkeit speziell zum Beispiel der POCSAG Dekodierung: Man verfährt nach dem Maximalprinzip - möglichst viele DAU’s sollen empfangen werden; dabei nimmt man auch verrauschte Signale in Kauf und somit die o.g. Fehlauswertungen. Diese kann man aber mit der Umfangreichen Filterfunktion von FMS32 unterdrücken. (z.B. nur Globale und Aufgenommene RIC anzeigen)

4.1 Die Frage nach der richtigen Antenne und dem Kabel: Manchmal wird man mit 2 ganz kleinen Antennen gut arbeiten können. Für 4 Meter ZVEI und FMS verwendet man einfach die Antenne eines alten Pageboy-Ladegerätes und für 2 Meter POCSAG die Antenne eines Swissphone Patron Ladegerätes (oder man bastelt sich das ganze selbst mit einem Stück Draht). Aber jetzt hat nicht jeder das Glück, so nahe am Umsetzer/Relais zu wohnen und muss mit ganz anderen Antennenanlagen arbeiten. Das Angebot an Scannerantennen u.s.w. ist ja sehr groß und ich will auch kein Modell explizit empfehlen. Aber es ist noch zu beachten dass die Antenne auch für den jeweiligen Empfangsbereich geeignet sein muss. Auf keinen Fall sparen sollte man am Antennenkabel. Will man nicht mehr als 10 Meter Kabel verlegen, so reicht das RG 58 aus. Viel dämpfungsarmer ist noch das RG 213 welches auch gleich viel mehr kostet und sehr zäh in der Handhabung ist. (großer Kabelquerschnitt) Abschließend zu diesem Thema will ich noch erwähnen dass Empfangsverstärker überhaupt nichts bringen.



Jetzt kann FMS 32 pro gestartet werden. Das erste kleine Erfolgserlebnis wäre doch jetzt, wenn die Balken für Eingangssignal schon ausschlagen würden. Wenn das funktioniert, dann kann es eigentlich losgehen mit der Dekodierung. Freilich sollte im Windows Audio-Mixer der Pegel noch entsprechend angepasst werden, es ist allgemein ausprobieren angesagt.
Sollte man noch bei den Optionen von FMS 32 pro über das Feld POCSAG Präambel stolpern, dann einfach mal verschiedene Werte ausprobieren. Bei mir hat das keinen Einfluss auf die Dekodierung. Bitte auch die richtige Baudrate einstellen und auch sonstige Parameter anpassen. Auf alle genialen Details von FMS 32 pro kann ich hier jetzt nicht eingehen.
Eines noch: Eine Abtastrate von 11.025 kHz reicht völlig aus. So hält man die Pufferüberlaufe auf einem Minimum, auch wenn man mit dem PC nebenher noch arbeitet.

Ich wäre echt dankbar wenn noch Ergänzungen von euch kommen!

Viel Erfolg

Gruß Chris

Tobias
07.02.2005, 12:17
Danke an Chris für seine Fleissarbeit!!!

Ergänzungen bitte per PN an Chris (oder mich), damit diese Dinge noch nachgetragen werden können.