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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Ausbildung im Rettungsdienst



Mr. Blaulicht
27.07.2004, 16:29
Moin moin,

was haltet Ihr von dieser Idee:

Der Beruf des Rettungsassistenten und des Rettungssanitäters wird abgeschafft.
Gleichzeitig wird die Krankenpflege-Fachweiterbildung für Intensivmedizin und Anästhesie aufgeteilt in eine Fachweiterbildung Intensivmedizin und eine Fachweiterbildung Anästhesie und Notfallmedizin.
Die mit letzterer Ausbildung haben dann immerhin eine Ausbildung von fünf Jahren und würden den Rettungsassistenten ersetzen. Krankenpfleger ohne Fachweiterbildung würden den RS ersetzen.
Gleichzeitig müsste man natürlich die Krankenpflegeausbildung etwas zugunsten der Notfallmedizin ändern und den Fachpflegern mehr (Regel-)Kompetenzen mitgeben.

Dadurch erhöht man die Qualifikation im Rettungsdienst; ein rotirender Einsatz in Klinik und Präklinik verbessert die Kommunikation und dienstältere Kollegen könnte man mehr im Krankenhaus einsetzen, um ihre Gesundheit zu schonen. Ausserdem spart man sich durch die Kompetenzerweiterung eine Menge Notarzteinsätze.

Postet kräftig,

Mr. Blaulicht

Mathias
27.07.2004, 17:23
hmm... klingt an und für sich nicht schlecht.

Aber ich bin trotzdem dagegen, weil ich Rettungsassistent werden will um präklinisch zu arbeiten.

Ich hab ne totale Abneigung gegen Krankenhausstationen und Krankenpfleger wäre auch absolut kein Beruf für mich.
Rettungsassistent hingegen is mein absoluter Traumberuf (haltet mich ruhig für bekloppt, is aber wirklich so).

Was wäre denn wenn wir den RA's etwas mehr Regelkompetenzen geben?


Und noch was is mir an deinem Konzept aufgefallen:

Wer ist dann Träger des rettungsdienstes??
Weil Krankenpfleger sind ja im Krankenhaus angestellt. Wenn die jetzt einfach Rettungsdienst fahren müsste ja das krankenhaus auch Träger vom RD werden, also auch die Technik und fahrzeuge beschaffen. Und da scheitert das ganze, weil kein Krankenhaus wird dafür Geld ausgeben.... Denk ich jetzt mal so.

Also ich find das System so, wie es jetzt ist nicht schlecht, allerdings sollten den RA's mehr Kompetenzen zugesprochen werden....

Franz
27.07.2004, 17:34
Eine recht gute Idee, finde ich nur wird sich diese nicht durchsetzen können. In vielen anderen Ländern z.B. Schweden, die Niederlande, Italien oder auch der Schweiz ist es ja heute schon so, dass Krankenpflegepersonal mit Notfallmedizinischer Weiterbildung die höchtqualifizierte Kraft auf einem Rettungsmittel ist. Im Rahmen der "Europäisierung" fände ich sowas auch in Deutschland gut. Eine Pflegekraft mit zweijähriger Notfallweiterbildung hätte schließlich 5 Jahre Ausbildung hinter sich um dann die Patienten qualifiziert versorgen zu können. Leider ist es in Deutschland so, dass man als Pflegekraft nicht mal Stunden auf die RS-Ausbildung angerechnet bekommt. Vielleicht ändert sich ja mal was.

Nero
27.07.2004, 18:58
Ich habe größten respekt vor Fachpflegen. Vor allem wenn sie im Anschluß noch ihren RA machen!

Dennoch kann ich mir nicht wirklich herleiten, was "drei Jahre Bettenmachen und Essen verteilen auf einer Normalstation," zur Qualität des Rettungsdienstes beitragen soll.

Ich schreib das mal mit so spitzer Feder... ich möchte hier natürlich nicht´s gegen Krankenpfleger im Allgemeinen sagen!!

Nein, ich würde noch einen Schritt weitergehen und die Ausbildung zum Rettungsassistenten / meister / sanitäter (oder wie auch immer die Berufsbezeichnung heißen soll) an die Fachhochschulen geben wollen. Nur so kommt der Rettungsdienst und seine Mitarbeiter endlich aus seinem Hilfsarbeiter-Status raus.

Nur so mal ein bisschen Utopia...

Gruß Nero

Mr. Blaulicht
27.07.2004, 19:31
Original geschrieben von Nero
... was "drei Jahre Bettenmachen und Essen verteilen auf einer Normalstation," ...

Wenn Du das nächste mal mit deinem kleinen Kind in eine Ambulanz kommst, denke bitte daran, dass dort ausschliesslich Ärzte, die frisch von der Uni kommen, arbeiten - und Krankenpfleger.
Wenn Dein Großvater dank intensiver Betreuung auf einer Intensivstation überlebt, liegt das daran, dass die Betreuung in der Hand von Krankenpflegern liegt, die erst dann einen Arzt wecken, wenn sie nicht mehr weiter kommen.
Wenn ein RA zum Praktikum in ein Krankenhaus kommt, kann es sein, dass er an einen Pfleger kommt, weil der Praktikant dann sogar noch was von ihm lernen kann.
Es gibt viele Sachen, die man an einer Krankenpflegeausbildung besser machen kann, aber dennoch nimmt es vom medizinischen Wissen her noch jeder frische Krankenpfleger mit einem frischen RA auf. Ich schreib das mal mit so spitzer Feder...

Original geschrieben von Nero
... Nein, ich würde noch einen Schritt weitergehen und die Ausbildung zum Rettungsassistenten / meister / sanitäter (oder wie auch immer die Berufsbezeichnung heißen soll) an die Fachhochschulen geben wollen. Nur so kommt der Rettungsdienst und seine Mitarbeiter endlich aus seinem Hilfsarbeiter-Status raus.

Das heißt ja letztendlich auch, dass "Nicht-Studierte" nix taugen.

Lass mich raten, Du bist RA und bereitest dich gerade auf dein Physikum vor?

Gruß, Mr. Blaulicht

Nero
28.07.2004, 16:21
Original geschrieben von Mr. Blaulicht
Das heißt ja letztendlich auch, dass "Nicht-Studierte" nix taugen.

Nein, falsch verstanden. Wie ich auch geschrieben habe, ich habe größten Respekt vor Krankenpflegern! Und das merken auch die Höchnäsigen "ich hab das schließlich Studiert" sehr schnell, wenn sie auf der Station so richtig auflaufen!!

Dennoch: Pflegerische Tätigkeiten gehören sicher auch in das Tatigkeitsfeld von "Rettern," nur eben nicht in diesem Umfang.

Das "Studierte" bessere "Retter" sind (oder werden), hab ich auch nicht geschrieben. Es ist hier in D aber einfach mal so, dass man mit einem (allg. Anerkannten und BEKANNTEN) Abschluß besser da steht.

So ist der Rettungsdienst immernoch ein Stiefkind. Es gibt (IMHO) weder in der Bevölkerung eine wirkliche Vorstellung darüber was der RA denn nun eigentlich ist, noch die Ärzte haben diesen Beruf so richtig akzeptiert. Man ist (Ausnahmen gibt´s sicher) immernoch Hilfsarbeiter. Und ich denke das schon heute ein guter RA eben nicht mehr Hilfsarbeiter ist, sondern ein Profi, der selbst unter widrigsten Bedingungen seinen Job macht! (Mir klingt es immernoch in den Ohren; Letzte Woche im KH: "Die Fahrer sind jetzt da"... Na ja, immerhin nicht mehr "Krankenträger...)

Aber da sind wir eben beim Problem: Was heißt gut und wie wird man das?

Daher mein Ansatz. Denn bisher kann man im ganzen Bundesgebiet Ausbildungen zum RA machen. Leider ohne einheitliche Lehrpläne, keine einheitliche Prüfung, keine festgeschriebenen Befähigungen zum Lehren.

Es gibt sogar (staatlich anerkannte !) RA-Schulen die nebenbei RS Urkunden im Internet verkaufen.

Und da fragen wir uns, warum unser Berufsstand häufig so verkannt wird?

Und genau deshalb gucke ich so gerne über den Teich. (USA?) Sicher nicht zu vergleichen mit unserer Situation, aber tolle Ansätze. Daher auch meine Meinung die Fachhochschule währe eine gute Möglichkeit die Ausbildung einheitlicher zu gestalten.

Findest du die Idee so verkehrt?

Gruß Nero

Etienne
06.08.2004, 16:06
Hey Nero!

Original geschrieben von Nero
...es gibt (IMHO) weder in der Bevölkerung eine wirkliche Vorstellung darüber was der RA denn nun eigentlich ist...
Das ist nicht ganz richtig!
O-Ton: "Du bist Rettungsassistent? - Der assistiert doch dem Sanitäter oder?!"

Aber mal im Ernst! Du hast Recht, in der Bevölkerung kennt keine diese Berufsgruppe und selbst die meistens Ärzte wissen nicht was man als RettAss macht und vorallem kann!

Es gibt nur den Begriff "Sanitäter"!
-> "Die Sanitäter transportierten den Patienten ins nächste Krankenhaus"

Schlimm genug! Der Rettungsdienst hat in Deutschland einfach keine Lobby! Wir sind nur eine Randerscheinung in der Gesellschaft! Keiner hat wirkliches Interesse daran und ich denke hier sollte man etwas machen. Denn wenn das allgemeine Interesse da ist, kann man auch viel mehr bewegen!

Nero
06.08.2004, 16:56
Original geschrieben von Etienne

Das ist nicht ganz richtig!
O-Ton: "Du bist Rettungsassistent? - Der assistiert doch dem Sanitäter oder?!"


Mmhh, wie konnte ich das vergessen?! Gibt auch ein schönes Cartoon dazu:

Zivi zum Pat: Ich bin Rettungssanitäter; und das ist mein Assistent :)

Ich guck mal ob das noch wiederfinde...

Gruß Nero

djdumbo
06.08.2004, 18:10
Also grundsätzlich finde ich die Idee einer kombinierten Krankenpfleger- und präkl. Notfallrettungsausbildung nicht so gut.

1.) Wird eine so umfangreiche pflegerische Ausbildung im Rettungsdienst nun wirklich nicht benötigt. Ausführliche Grundlagen genügen dort meiner Meinung nach.
2.) Wer wird sich denn bereit erklären, eine "5jährige"Ausbildung zu finanzieren???
3.) Man sollte eher ein vernünftiges Konzept für eine dreijährige Berufsausbildung (mögl. regelmäßige verpflichtende ITS und Anästhesie-Praktika) anstreben, bevor man darüber redet, einem RettAss mehr Kompetenzen zuzusprechen.
Mehr Kompetenzen kann man meiner Meinung nach, nur durch zusätzliche Prüfungen erlangen. Alles andere wäre reine Anmaßung.
4.) Sollte man Fachkrankenpflegern eine ordentliche Lösung für die Mitarbeit im Rettungsdienst anbieten!