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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : falscher Polizist auf Funk



Florian Gotha
20.05.2004, 18:38
Quelle: Thüringer Allgemeine 20.05.04

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Falsche Elster



Seit gut einer Woche erhielten Erfurter Polizisten immer wieder eigentümliche Anweisungen per Funk. Die Kennung stimmte nicht, die Aufträge waren ungewöhnlich und nur selten präzise. Um dem Spuk ein Ende zu bereiten, erhielt der Möchtegern-Beamte nun selber einen Auftrag, den er prompt befolgte und bei dem er geschnappt wurde.


Verraten hat ihn ein Antennenstummel. Schwarz und etwas dicker als ein Bleistift ragte er aus der Brusttasche des 34-Jährigen, der in der Nähe eines Getränkemarktes im Erfurter Wohngebiet Roter Berg stand. Die Falle konnte zuschnappen und das seit einer Woche währende Hase-und-Igel-Spiel mit der Polizei ging zu Ende.

Denn der junge Mann hatte mit einem umgebauten Funkgerät in den vergangenen Tagen versucht, den Erfurter Beamten Anweisungen zu geben, sie zu Unfällen zu beordern und ihnen Parksünder verpetzt.

Dass Leute manchmal - verbotenerweise - den Polizeifunk abhören, ist bekannt. Dagegen kann kaum etwas getan werden, außer die Beamten unterhalten sich per Handy. Dass sich aber solch ein "Funkspanner" auch in das Gehörte einmischt und plötzlich selber mitspielen will, das war neu.

So wie abgelauscht, verwendete der Mann immer wieder den Rufnamen der Erfurter Polizei: "Elster". Doch bei der dazugehörigen Zahlenkombination hatte er sich vertan. Denn die Ziffernfolge, mit der er sich Autorität verschaffen wollte, die gab es nicht. Und es waren weitere Auffälligkeiten bei dem Möchtegern-Beamten. "Er hat nicht wie am Funk üblich in kurzen Sätzen gesprochen, sondern einen zugelabert wie bei einem Handytelefonat", erklärte Erfurts Polizeisprecher Klaus-Dieter Pohl. Dadurch sei der Funk noch zusätzlich blockiert worden. "Der hat uns seit Tagen genervt", entfährt es dem Beamten. Sein Frust ist verständlich, war doch nie sicher, ob die Hinweise nicht doch stimmten.

Deshalb versuchte die Polizei, dem gefährlichen Spiel seit Tagen ein Ende zu bereiten. Das aber war nicht ganz so einfach. Denn beim Auftauchen echter Polizisten oder deren Fahrzeugen war der Funker zumeist schnell verschwunden.

Erst am Dienstagabend hatte die Erfurter Polizei Glück. Der falsche Polizist war sturzbetrunken. Nach seiner Festnahme ergab die Anzeige am Atemmessgerät noch 2,5 Promille, so dass er die Nacht in einer schmucklosen Ausnüchterungszelle verbrachte.

Um den Funkspanner zu fangen, hatte der Dienstgruppenleiter des Reviers Erfurt-Nord den falschen Kollegen angefunkt und ihn im schönsten Polizeideutsch zur "Klärung eines Sachverhaltes" zum Getränkemarkt am Roten Berg beordert. Parallel dazu waren zwei Zivilstreifen dorthin unterwegs.

Die Beamten, die wie normale Menschen aussahen, konnten ihren Aufschneider schnell finden: der Antennenstummel entlarvte ihn. Als sie den Hilfspolizisten ansprachen, "erkannten sie auch sofort dessen Stimme", erzählt Pohl. Unerwartete Hilfe kam von Kunden des Getränkemarktes. Der 34-Jährige war dort kein Unbekannter: "Der gibt sich doch immer als Polizeibeamter aus", erklärten einige von ihnen.

Dem Mann droht nun ein Ermittlungsverfahren unter anderem wegen Amtsanmaßung. Das von ihm benutzte Funkgerät ist bereits auf dem Weg zu einer Spezialfirma. Denn es war keines der üblichen Geräte, wie sie Polizei, Feuerwehr oder Rettungsdienste benutzen. Offenbar war es umgebaut worden, um auf der Polizeifrequenz den Beamten Anweisungen geben zu können.

Woher der 34-Jährige das Gerät hatte oder wo es umgebaut worden war, das wussten die Ermittler noch nicht. Wegen des vielen Alkohols konnte der Mann erst gestern von Angesicht zu Angesicht von echten Beamten vernommen werden.

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MfG Marco

Boris F
30.05.2004, 18:57
Oh mann. Hätte er doch nur die älteste aller Funkregeln befolgt: Erst hören, dann senden... ;)

Selber schuld.

Gruß,
Boris